Samstag, 23.02.2013 - 1. Prüfungstag
Praktische Prüfung in den Fächern:
1. Waffenhandhabung
2. Schießprüfung
Früh um 5:00 Uhr war die Nacht vorbei.
Da der Wetterbericht für die nächsten paar Tage nicht gutes vorhersagte, war der erste Blick aus dem Fenster. - Wie erwartet schneite es. Also zackig unter die Dusche - ach du Schreck, kaltes Wasser, (Warmwasseraufbereitung begann ja erst ab 6.00 Uhr). - Hellwach!!; Schnell den Kaffee durchlaufen lassen, den Hunden ihr Fressen geben, warme Schießklamotten anziehen, noch kurz die Hunde lösen lassen und dann mit Cornelia und einem weiteren Mitstreiter, der nicht namentlich genannt werden will, die ebenfalls zur Jagdschule kamen, um sich dort mit Tillmann zu treffen, die Munition und Gewehre ordnungsgemäß zu verpacken und in Tillmann´s Auto zu verstauen.
Abfahrt war dann um 6:00 Uhr. Die Straßen waren einigermaßen frei und auf unserer Strecke, sind wir "nur" an zwei Unfällen vorbeigekommen. Sogar der steile Anstieg von Miltenberg nach Mainbullau hoch und gespickt mit Serpentienen wie im Hochgebirge, war Gott sei Dank frei geräumt, so dass wir pünktlich am Schießstand ankamen. Noch ´ne kurze Runde mit den Hunden und dann rein in den warmen, mit Holz geheizten Gast- und Warteraum.
Beim Eintreten merkte man allen Prüflingen die Anspannung an. Manche hatten nur noch den sogenannten "Tunnelblick". Insgesamt waren wir 36 Prüflinge. 20 von der Jagdschule des Herrn Dr. Fellmer aus Freudenberg am Main. Unsere Gruppe von Tillmann Stolz Jagdschule "Rotes Schloss" umfaßte 16 Prüflinge.
Alle warteten nun gespannt auf die Prüfer und jeder ließ sich noch mal die Handhabung der Waffen vorm inneren Auge vorbeiziehen. Um 8:45 Uhr ging es dann mit der Ansprache des Prüfungsvorsitzendens, Herrn Dieter Thomann los. Er stellte uns all die Prüfer vor, erklärte den Ablauf der gesamten Prüfung und versuchte mit vielen beruhigenden Worten uns die doch erkennbare Anspannung zu nehmen. Um zahlenmäßig zwei gleichstarke Gruppen zu erhalten, mußten oder durften zwei Prüflinge von Dr. Fellmer in unsere Gruppe kommen.
Los ging es mit der Waffenhandhabung und zwar in alphabetischer Reihenfolge. Durch unseren Namen begünstigt, mußten wir schon mal nicht so lange warten. Wir wurden im Nebenraum des Rehbockschießstandes in der Waffenhandhabung geprüft. Erstmal alle Waffen benennen, einige zerlegen und auf Sicherheit, Funktionsfähigkeit wie auch Beschuß zu prüfen. Danach wurde der Ablauf beim Jagen durchgespielt. Wie den Hochsitz rauf oder runter, Zaun übersteigen, wann und wie einstechen, wann ohne einstechen schießen. So ziemlich alles wurde abgefragt oder durchgespielt, aber alles klappte wie am Schnürchen. Prüfung dauerte ca. 15 - 20 Minuten; Als Zeichen der bestandenen Waffenhandhabung, erhielt man den begehrten Zettel, der zur Teilnahme am Schießen berechtigte. - Erstes erleichtertes Lächeln sah man bei allen übers Gesicht huschen, die aus der Waffenhandhabung herauskamen.
Einige, im Alphabet hinten angesiedelte, mußten allerdings bis nach der Mittagspause warten, bis sie den begehrten Schießzettel in Händen halten durften. Für diese Prüflinge wurde die Anspannung durch die stundenlange und untätige Warterei immer größer. Der letzte war nach 14:00 Uhr mit der Waffenhandhabung durch. Andere hingegen hatten nur noch den Schrotschuß vor sich.
Bei uns ging es nach einer nur kurzen Pause vormittags gleich mit dem Schießen weiter. Erstes Fach war der Büchsenschuß auf den Rehbock. Zu unserem entsetzen setzte verstärktes Schneetreiben ein. Der Bock in 100m Entfernung war kaum zu erkennen. Egal, wir mußten schießen. Also Zettel abgeben, Waffe holen, Visier einstellen, laden, zielen und abdrücken. Ein Prüfer kontrollierte den Schuß mit einem Spektiv und zeigte einem den Schuß auf einer am Stand liegenden Scheibe an. Treffer in der 10 - Super, nur noch zwei zählende, dann wäre der Bock geschafft. Also Laden, zielen und schießen. Nach der dritten Patrone dachten wir, wir hätten unser Soll erfüllt und warteten was die Prüfer sagen. Als dann das Wort "weiterschießen" viel, rutsche einem das Herz in die Hose. Also noch zweimal alle Sinne anspannen und versuchen zu treffen. Nach dem fünften Schuß wurde dann die Scheibe reingefahren und wir blickten zuerst die Prüfer fragend an, um dann auf die näher kommende Scheibe unseren Blick zu wenden. Erst jetzt wurde uns erklärt, wieso wir weiter schießen mußten. Die Prüfer sahen durch den starken Schneefall den Treffersitz nicht. Erleichterung - wir hatten fünf bzw. drei zählende Treffer. Der Rehbock, aber auch wir waren geschafft. Nun ging´s zum kleinen, laufenden Überläuferkeiler. Wieder starkes Schneetreiben, aber wir mußten hier ja "nur" zwei ins zählende Schwarze treffen, da der Rehbock gut von uns getroffen wurde. Anne zuerst - Erstmal im "trockenen Anschlag" - Hoppla - Brille beschlägt durchs Atmen hier noch stärker. Nach weiterem Probedurchlauf und noch weniger Brillendurchsicht, wurde es einfach mal "scharf" versucht. - Kein Treffer! Brille reinigen, laden, zielen, Brille beschlagen, Schuß - Keiler getroffen aber nicht zählbar im Ring. Nochmal die selbe Prozedur mit dem gleichen Ergebnis. Jetzt mußten die restlichen zwei Schüße sitzen - nur wie sollte es man anstellen, dass die Brille nicht immer beschlägt? Hier war dann der Prüfer hilfreich, der es Anne gestattete, ihre Brille vors Gebläse des PC´s halten zu dürfen. So konnte das Beschlagen so lange verzögert werden, bis der Keiler aus der Deckung kam. Er konnte richtig angesprochen, verfolgt und zielsicher beschossen werden. Endlich - Treffer in der Neun. Der letzte Schuß muß nun auch noch sitzen. Schnell nachgeladen, Keiler kommen lassen und - Brille fängt wieder an zu beschlagen -. Durch ´nen kleinen Punkt konnte Anne noch ein wenig sehen und schoß; Treffer in der Fünf; - Geschafft - und einfach toll wie Anne diese Situation gemeistert und die Nerven im Zaun gehalten hatte. Ihr fiel ein riesengroßer Stein vom Herzen. Jeder der in der Nähe stand, die Prüfer zuerst wurden umarmt und herzlich von ihr gedrückt. Danach war ich an der Reihe. Erster Schuß - ungültiger Treffer, Sau wurde am Teller (Ohr) getroffen. Da der Keiler ziemlich langsam lief, hatte ich zu weit vorgehalten. Deshalb neu ausrichten und mehr in die Mitte zielen. Keiler kam wieder ziemlich spät aus der Deckung (bedingt, durch den Prüfer, der es gut meinte und mir viel Zeit geben wollte, um in den jagdlichen Anschlag zu kommen) Zweiter Schuß - Treffer in der Neun. War dann etwas beruhigter. Nun der dritter Versuch - Wieder schnell im Anschlag, aber der Keiler kam und kam nicht. Der Prüfer ließ sich wieder viel Zeit bis er den Knopf drückte, um den Keiler los laufen zu lassen. Das Gewehr wurde immer schwerer, und ich begann den Keiler mit dem Lauf wellenformig zu verfolgen.- Wußte hier schon, dass dieser Schuß nichts mehr wird. Deshalb abgedrückt - und - nicht getroffen. Tillmann, der zuschaute, sagte sofort Gewehr ablegen und nochmal alle Kräfte sammeln. Folglich wurde Waffe abgelegt, nochmal durchgeschnauft und wieder den Keiler abgerufen. Diesmal drückte der Prüfer auch sofort und der Keiler kam diesmal wieder etwas schneller aus der Deckung. Keiler wurde dann richtig aufgenommen und in der Neun getroffen. - Geschafft! Froh und positiv gestimmt gingen wir in die Mittagspause.
Diese nutzten wir zu einem ausgiebigen Spaziergang mit unseren Hunden durchs winterliche Gelände. Begleitet wurden wir von Dr. Fellmer´s Lebensgefährtin und ihren zwei Hunden, einem 2 1/2-jährigen GBS, Namens "Hugo" und einem drei Monat alten DK mit Rufnahmen "Lehmann". Den Spaziergang nutzen die Hunde ausgiebig mit spielen, toben und durch die Landschaft jagen. Wir unterhielten uns natürlich über Hunde und deren Ausbildung. Die Schießprüfung war für kurze Zeit Nebensache. Wir erfuhren von ihr, dass aus ihrem Rudel erst vor kurzem zwei Hunde über die Regenbogenbrücke gingen. Auch war ihr erst 6-jähriger Flatrüde darunter, der an Darmverschluß gestorben ist und ihr ganzer Stolz war. Wir konnten mit ihr fühlen - aber Trost bestimmt nicht viel spenden. Durch die Aufgabe ihren "Lehmann" jetzt auszubilden, wird der Schmerz bestimmt gemildert. Wir wünschen ihr viel Spaß und Freude wie auch den Erfolg, den sie mit ihrem Flat hatte.
Um 14:00 Uhr ging´s dann für uns mit dem Schießen weiter und der Schrottschuß auf den Kipphasen war gefragt. Hier hatte Anne die benötigten 5 Treffer mit sechs Schuß erledigt und sie konnte 4 nicht benötigte Patronen wieder beim Prüfer abgeben. Am Schießstand wurde mir dann mitgeteilt, dass ich mich sehr anstrengen müßte, um Anne zu übertreffen. Gesagt getan, brachte ich 5 Patronen dem Prüfer zurück.
Den ersten Step hatten wir somit bestanden und ein wenig der Anspannung viel von uns ab. Nun konnten wir uns voll auf unsere Mitstreiter konzentrieren. Waffenhandhabung hatten alle bestanden. Der eine oder andere mußte nochmal den Patronen- oder den Schrottschuß, ein paar wenige auch beide Disziplinen wiederholen. Da wir insgesamt ja 36 Leute waren, wurde es für die Wiederholer immer schlechter mit der Sicht. Zum einen schneite es ununterbrochen heftig weiter, zum anderen wurde es auch immer dunkler. Aber die Prüfer hielten Wort und unternahmen alles Erdenkliche, um die Prüflinge zu unterstützen. Mit dem Ergebnis, dass alle die Schießprüfung bestanden. Hier ein riesen Lob an die Prüfer, die ihr Möglichstes gaben, damit alle die Schießprüfung erfolgreich absolvieren konnten.
Auch gilt hier ein besonderer Dank an die Jagdschulbetreiber Tillmann Stolz und Dr. Gert Fellmer, die jeden Wiederholer, egal von welcher Jagdschule die Prüflinge waren, mit Rat und Tat oder nur durch ihre Anwesenheit unterstützen. So konnten 36 Prüflinge guten Mutes spätestens um 18:00 Uhr die Heimreise antreten.
Besonders hat es uns für Cornelia gefreut, die die Schießprüfung zum zweiten Mal machte und nun bestanden hat. Auch bei ihr waren beim Bock die Sichtbedingungen miserabel und sie traf hier nur 2 mal zählend. So mußte sie beim Keiler 3 mal zählend treffen. Nervenstark überwand sie diese große Hürde, trotz der schlechten Bedingungen. Ihre schwache Disziplin war aber der Schrotschuß. Durch den nicht so guten Anschlag hatte sie sich bereits im ersten Durchgang, bei dem ihr keine 5 Treffer gelangen, blaue Flecken eingefangen und konnte danach den Arm kaum mehr bewegen. Mit dem letzten der 10 Wiederholungsschüsse traf sie zum 5 mal den laufenden Hasen; Sie hatte das Soll erreicht. Der Jubel war riesengroß. Die letzte Amtshandlung des Prüfungsleiters an diesem Tag war, ihr das Prüfungszeugnis auszuhändigen. Freudestrahlend und überglücklich es geschafft zu haben, trat sie die Heimreise nach Sigmaringen an.
Von unserer Gruppe sind fast alle bis zum Schluß dageblieben und fieberten und feierten die erfolgreichen Wiederholer. Dies war in unseren Augen auch nicht alltäglich, (die Gruppe der Jagdschule Fellmer löste sich sukzessive auf) denn jeder wußte, dass noch viel für die schritliche wie mündliche Prüfung zu lernen war. Großen Respekt wegen des tollen Zusammenhaltes unserer Gruppe. Wir kannten uns ja erst ein paar Tage, aber jeder fieberte beim anderen mit.
Unser Rückfahrt nach Jagsthausen verlief reibungslos. Die Zeit nutzten wir um ein paar Leute von unserem Erfolg telefonisch zu unterrichten. Im Schloß angekommen, wollten wir eigentlich nicht mehr lernen - nur noch schlafen. Doch das Gewissen plagte einen so dermaßen, dass wir noch ein paar Stunden lernend verbrachten.
Sonntag, 24.02.2013 - Prüfungsfreier Tag
Endlich mal die Möglichkeit bis 8:15 Uhr schlafen zu können. (Anne stand bereits um 5:00 Uhr senkrecht im Bett. Sie bemerkte es jedoch sofort, dass heute ein "freier Tag" war und schlief noch ein wenig weiter.)
Wir gingen den Morgen dann recht entspannt mit ausgiebig Kaffee an. Jedoch drehten sich unsere Gespräche nur um die Themen und eventuelle Fragen der Prüfungen und bald waren wir dabei uns gegenseitig abzufragen. Wir machten uns eine weitere Kanne Kaffee und jeder lernte dann erst mal für sich an seinen größten Schwachpunkten.
Wir wollten diesen Tag eigentlich auch dazu nutzen, um mit unseren Hunden mal wieder ausgiebig was zu machen. Doch es reichte nur ein paar mal in den Park des Roten Schlosses. Der Tag wurde mal wieder bis in die späte Nacht hinein mit lernen auf die mündliche Prüfung verbracht. Die letzte Handlung war dann noch ein paar Prüfungssimulationen mit je 125 Fragen am Laptop zu machen, um sich auch auf die schriftlichen Fragen vorzubereiten. Die Ergebnisse beruhigten uns. Alle Fächer wurden immer bestanden und die Fehlerquote bewegte sich von 0 bis max. 20 % pro Fach. Das Licht machten wir dann weit nach Mitternacht aus und versuchten noch die paar Stunden zu schlafen, was auch gelang.
Wir berichten von den folgenden Tagen demnächst weiter.